Die Durchschnittstemperaturen steigen, extreme Wetterereignisse nehmen zu und die Niederschlagsmengen nehmen ab: Der globale Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Gesellschaft. Die Trockenheit im Rhein-Main-Gebiet hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Darunter leiden die Bäume und Wälder. Seit 2018 ist eine deutliche Zunahme von Totholzbesatz zu beobachten, immer mehr Bäume sterben ab. Die Mortalitätsrate der Bäume stieg in der Region von 1 Prozent auf 3 Prozent an.
Allein 2020 mussten in Neu-Isenburg 130 Bäume gefällt werden. „Dieser Trend darf sich nicht fortsetzen! Wir dürfen keine Zeit verlieren. Unser Ziel ist es, den negativen Trend des Baum- und Grünbestands in einen positiven und nachhaltigen umzuwandeln. Neben den Klimaschutzmaßnahmen wollen wir in Neu-Isenburg eine Anpassungsstrategie erarbeiten, um Bäume und Pflanzen zu schützen und zu erhalten. Gerade Stadtbäume sind unverzichtbar für den städtischen Lebensraum. Sie erfüllen eine wichtige ökologische Funktion und prägen unser Stadtbild“, so Bürgermeister Herbert Hunkel und Erster Stadtrat Stefan Schmitt.
Auf Initiative von Bürgermeister Herbert Hunkel wird nun ein Zukunftskonzept für die Natur und insbesondere die Stadtbäume in Neu-Isenburg unter Federführung der städtischen Biologen erarbeitet. Als Grundlage dient der Statusbericht der DLB Dreieich und Neu-Isenburg AöR, der differenziert das Engagement und die Leistungen in den Bereichen Baumpflege, Baumbepflanzungen, Baumspenden und –fällanträge auflistet. Auch die Ansätze aus der AG Grün und der AG Umwelt werden einbezogen sowie Aspekte der Stadtklimakarte und Stadtplanungsgrundlagen zu geplanten Baumaßnahmen in Neu-Isenburg berücksichtigt. Daraus werden Vorschläge erarbeitet, wie eine Zukunftsperspektive mit Zielen und konkreten Maßnahmen aussehen kann.
Baumpflege und –fällungen in Neu-Isenburg
Zum Jahresbeginn 2020 waren in Neu-Isenburg 5.757 Bäume im Baumkataster registriert. Insgesamt wurden 480 Baumpflegemaßnahmen durchgeführt, davon 130 Baumfällungen (2,26% des Baumbestandes – dies entspricht dem allgemeinen Trend in der gesamten Region). Auch in diesem Jahr muss mit einem ansteigenden Maßnahmenbedarf, insbesondere im Bereich der Totholzbeseitigung gerechnet werden.
In Neu-Isenburg erfolgt die Baumkontrolle verteilt über das ganze Jahr durch einen eigenen Baumkontrolleur. Die sich daraus ergebenden Maßnahmen werden anschließend überwiegend von der eigenen Baumpflegekolonne abgearbeitet. Es zeigt sich, dass sich Baumpflanzungen mit trockenstresstolerante Baumarten, sogenannten „Klimabäumen“, wie zum Beispiel Blumenesche, Ungarische Eiche oder Amberbaum, bewährt haben. Für heimische Baumarten wie Buche, Birke oder Bergahorn hingegen, gibt es innerstädtisch kaum noch geeignete Lebensbedingungen.
Baumpflanzungen und Baumspenden
Den Baumfällungen stehen zahlreiche Ersatzpflanzungen gegenüber. Im Winterhalbjahr 2020/2021 wurde mit 77 Neupflanzungen ein neuer Rekord aufgestellt. 11 Baumpflanzungen mussten auf den Herbst 2021 verschoben werden, weil die bestellten hitzetoleranten Bäume wegen der großen Nachfrage nicht geliefert werden konnten. Ein Sonderbudget für Ersatzpflanzungen in Höhe von 15.000 Euro wurde beschlossen, da auch die Preise für diese Bäume stark gestiegen sind.
„Wer sich für den Klimaschutz vor Ort engagieren möchte, kann mit einer Baumspende viel bewirken. Es ist auch eine schöne, nachhaltige Geschenkidee für runde Geburtstage, besondere Jubiläen oder Namenstage“, werben Bürgermeister Herbert Hunkel und Erster Stadtrat Stefan Schmitt. Eine Baumspende inklusive Pflanzung ist bereits ab 400 Euro möglich, ohne Pflanzung bereits ab 200 Euro. In der Regel wird der Pflanzort gemeinsam mit dem Spender abgestimmt. Als kleines Dankeschön wird eine Urkunde ausgestellt und direkt am Baum ein Schild aufgestellt, das auf den Spendenden hinweist. Weitere Informationen unter https://dlb-aoer.de/dreieich/wp-content/uploads/sites/4/2019/05/DLB-Flyer-Baumpate22.07.15.pdf oder direkt bei Sylvio Jäckel, s.jaeckel(at)dlb-aoer.de, Telefon 06102-3702 356.
Baumschutzsatzung
Seit dem 2. April 2020 gilt in Neu-Isenburg die neue Satzung zum Schutz der Grünbestände. Das zuvor verwendete Privatbaumkataster wurde abgelöst. Jetzt werden generell Laubbäume – und als Besonderheit auch Kiefern – ab einem bestimmten Stammumfang unter Schutz gestellt. „Dies vereinfacht den Baumschutz und stellt mehr Bäume unter Schutz als zuvor“, so Dr. Markus Bucher und Dr. Ellen Pflug, die städtischen Biologen, „alle Bäume, die in diese Größenkategorie hineinwachsen genießen automatisch den Schutz durch die Satzung.“
2020 wurden in Neu-Isenburg 48 Anträge auf Baumfällung mit insgesamt 83 Bäumen gestellt. 81 Baumfällungen wurden genehmigt, zwei Baumfällungen wurden verweigert.