Im Juli 2022 nahm Richard Landman aus Amerika über das Online-Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907-1942) Kontakt auf. Auf seiner Suche erlangt der Urgroßneffe von Helene Krämer immer mehr Informationen über seine eigene Familie und teilt seine Funde mit der Welt.
Helen Krämer – eine Weggefährtin von Bertha Pappenheim
Helene Krämer wurde am 1. Juli 1881 in Höchst im Odenwald geboren. Als ihr Vater noch vor ihrer Geburt starb, blieb die Mutter mit acht Kindern allein zurück. Aus der Not entschied diese, Helene im Alter von sieben Jahren in das Israelitische Mädchenwaisenanstalt zu geben, das zum damaligen Zeitpunkt von Bertha Pappenheim geleitet wurde. Letztere sorgte für die Ausbildung des begabten Mädchens, die später als Erzieherin in Holland, Frankreich und Galizien arbeitete, bis sie 1921 nach Frankfurt am Main zurückkehrte. Hier kreuzten sich die Wege der beiden Frauen erneut. 1922 holte Bertha Pappenheim sie als ihre Stellvertreterin in die Heimleitung nach Neu-Isenburg, wo Helene Krämer 19 Jahre lang arbeitete. Auf Wunsch von Bertha Pappenheim übernahm sie nach deren Tod die Leitung. Im Alter von 60 Jahren floh sie am 9. November 1941 nach Kuba, ein Jahr später nach New York, wo sie 1977 starb. Helene Krämer war die letzte jüdische Einwohnerin Neu-Isenburgs, der die Flucht aus Deutschland gelang. Einen ausführlichen Lebenslauf zu Helen Krämer finden Sie im Online-Gedenkbuch.
Rick Landman und Helene Krämer
Als Rick Landman im Laufe der Corona-Pandemie begann, seine Familiengeschichte aufzuarbeiten, wurde er auf den Artikel über Helene Krämer im Online-Gedenkbuch aufmerksam. Er selbst wuchs in New York Sohn jüdisch-deutscher Geflüchteter auf und begann während der Pandemie aufzuräumen und zu forschen. Er erinnerte sich vage daran, dass seine Großmutter Else ihm von einer Halskette von Bertha Pappenheim erzählt habe, die sie von ihrer Tante Helene bekommen hatte. 1996 bekam Rick Landman die Kette und bat seine Großmutter darum, die Geschichte zu ihr aufzuschreiben. Mehr als 25 Jahre später, begab er sich auf die Suche nach der Geschichte und erfuhr bald, dass Helene Krämer und Bertha Pappenheim wichtige Personen der deutsch-jüdischen Geschichte waren. Während seiner Recherche entwickelte Rick eine besondere Verbindung zu Helene. Beide unverheiratet, beide kinderlos. Durch seine Recherche, so sagt er selbst, hält er die Erinnerung an sie am Leben.
Seine eigene Geschichte hat er bereits in einem Buch „The Book of Rick“ veröffentlicht. Darin beschreibt er, wie es war, als jüdisch-deutsche Geflüchtete, aber auch, sich 1965 als schwul zu outen. Auf seiner Webseite kann man außerdem schon die ersten Ergebnisse seiner Recherche zur Familiengeschichte in Form von Videos sehen: www.infotrue.com/videos.html
Seit 2007 hat er neben der amerikanischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft und stellte bei einem Besuch in München fest, dass er immer noch etwas Deutsch sprechen kann. Rick Landman plant in der Zukunft erneut nach Deutschland zu reisen und dort die Orte zu besuchen, in denen seine Familie lebte, unter anderem auch Neu-Isenburg.
Kontakt
Kontakt Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim:
Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim
Anna Held
Zeppelinstraße 10, Neu-Isenburg
E-Mail: bertha.pappenheim.haus(at)stadt-neu-isenburg.de
Tel.:06102 241-754/-755
Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907-1942)
Webseite: https://gedenkbuch.neu-isenburg.de/
Artikel zu Helene Krämer:
https://gedenkbuch.neu-isenburg.de/namen/?tx_gedenkbuchnames_personenliste%5Bperson%5D=292&cHash=70aef6840bf5598afb5e2c3cf980723d