Sammeln, bewahren und vermitteln sind die drei Säulen der internationalen Museumsarbeit. Gerade bei empfindlichen Materialien wie Papier, Leder oder Stoff, ist das häufig eine Herausforderung. Im vergangenen Jahr hatte das Zeppelin-Museum Zeppelinheim an einem kostenlosen Energiecheck teilgenommen, welcher durch den Museumsverband Hessen vermittelt worden war. Die Berater nahmen dabei auch Messungen bezüglich der Sonneneinstrahlung im Raum und an den Vitrinen vor. Gerade die alten Ausstellungsmöbel aus den 1980er Jahren bekamen dabei kein gutes Zeugnis ausgestellt. Mangelnde Staubdichtigkeit und fehlender UV-Schutz, beides in Museen heute Standard, waren in den 80er Jahren nicht mitgeplant worden. 1987 hatte die Stadt Neu-Isenburg das Museum, das sich an das Bürgerhaus anschließt erbaut und seitdem gemeinsam mit dem Verein für Zeppelin-Luftschifffahrt Zeppelinheim e.V. betrieben. Dem Verein gehört der Großteil der musealen Objekte, bzw. er verwaltet diese für private Leihgeber, wie etwa den Nachkommen der alten Zeppelin-Luftschiffer. Jens Schenkenberger, der 1. Vorsitzende des Vereins stellt fest: „Die Konservierung dieser einzigartigen Kulturschätze aus der Zeit der großen Luftschiffe ist eine wichtige Aufgabe. Gerade empfindliche Materialien wie die Stoffe und Lederteile der alten Luftschifferuniformen aber auch Dokumente wie Fahrtenbücher und Fahrkarten möchten wir, anders als inzwischen in vielen anderen Museen üblich, den Besucherinnen und Besuchern im Original ermöglichen. Gerade vor diesem Hintergrund ist ein guter UV-Schutz im Museum unerlässlich, da die Sonneneinstrahlung sonst diese Objekte langsam aber sicher unwiederbringlich zerstören würde. Aber auch die Tatsache, dass durch undichte Vitrinennähte Staub oder im schlimmsten Fall sogar Insekten an die Exponate gelangen könnten machte die Notwendigkeit neuer Vitrinen unumgänglich.“
Durch die Vermittlung des Portals How2-reuse, einer nachhaltigen Tauschbörse, auf der Museen anderen Museen gebrauchte Austellungstechnik, Vitrinen, Stellwände und ähnliches weitergeben, bekam Museumsleiter Christian Kunz von der Draiflessen Collection, einem Kunstmuseum in Mettingen, drei Großvitrinen angeboten. Diese entsprachen genau den Erfordernissen in Zeppelinheim und waren für die Transportkosten abzugeben. Da Vitrinen mit diesen Eigenschaften und dieser Größe neu einen mittleren fünfstelligen Betrag kosten war nun Eile geboten, denn die Draiflessen Collection hatte Platzbedarf und musste die Vitrinen abgeben. Mitte März war es dann soweit und die drei Großvitrinen kamen, in Einzelteile zerlegt, in Zeppelinheim an. Aufgebaut hätten sie weder durch die Türen des Museums, noch durch die des benachbarten Bürgerhauses gepasst. Der Aufbau und das staubdichte Verkleben der Vitrinen dauerte dann fast noch einmal eine Woche. Seit Ende März sind die Vitrinen nun mit den empfindlichen Objekten bestückt und zeigen eine Geschichte der Luftschifferkleidung etwa von der Polarexpedition von Luftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“, der prächtigen weißen Südseeuniform für Südamerikareisen, sogar eine komplette Kapitänsuniform ist zu sehen. Dazu gibt es Bilder von den Kleidungsstücken im Einsatz und vielen kleinen Accessoires und Ausrüstungsteilen. „Mit diesen Vitrinen haben wir nicht nur nachhaltig gehandelt, sondern auch den nächsten großen Schritt für eine moderne, zeitgemäße Vermittlung im Museum und für das Bewahren unserer wertvollen Exponate gemacht.“, so Museumsleiter Christian Kunz. „Als nächstes wird die mediale Vermittlung ab den Hessischen Sommerferien mit der Überarbeiteten VR-Zeppelin-Experience ergänzt, und langfristig möchten wir die Beschriftung im Museum zweisprachig, englisch und deutsch, ermöglichen, schließlich hatten wir im vergangenen Jahr Besucherinnen und Besucher aus 53 Nationen!“ Die Übernahme der Vitrinen wird in den kommenden Wochen in einer Radiosendung dokumentiert.