Nach den Vorschriften des Gesetzes über kommunale Abgaben, müssen regelmäßig die Gebührensätze auf Über- oder Unterdeckung überprüft werden. Aus diesem Grund müssen in Neu-Isenburg die Entwässerungsgebühren zum 1. Januar 2025 angepasst werden. Die Schmutzwassergebühr wird von 1,45 Euro/cbm auf 2,47 Euro/cbm und die Regenwasserkanalgebühr von 8,11 Euro/pro10qm auf 8,72 Euro/pro 10qm geändert. Die 6. Änderungssatzung der Entwässerungssatzung liegt der Stadtverordnetenversammlung am 11. Dezember zur Beschlussfassung vor.
„Die Erhöhung der Schmutzwassergebühr spiegelt die massiv gestiegenen Kosten wieder, die durch erhöhte Investitionen in die Infrastruktur und neue gesetzliche Anforderungen entstanden sind. Hinzu kommt, dass ein Trennsystem für Schmutz- und Regenwasser, wie wir es in Neu-Isenburg und Gravenbruch haben, höhere Kosten verursacht. Dafür leistet es im Vergleich zu einem Mischsystem aber einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz, denn das Regenwasser kann vor Ort versickern. Damit sind wir kreisweit einzigartig. Um die Qualität und die Sicherheit unserer Abwasserentsorgung auch in Zukunft zu gewährleisten und den ökologischen, nachhaltigen Anforderungen gerecht zu werden, müssen wir jetzt investieren“, sagen Erster Stadtrat Stefan Schmitt und Petra Klink, Vorständin DLB Dreieich und Neu-Isenburg AöR.
Bei der aktuellen Kalkulation konnten keine Gebührenrücklagen herangezogen werden wie zuletzt 2017, als rund 3,8 Mio. Euro Rücklagen gebührenmindernd aufgelöst werden konnten.
Die steigenden Kosten und Herausforderungen sind auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
- Die jährlichen Kosten für Abwassertransport und -reinigung sind von 1,818 Millionen Euro auf 2,646 Millionen Euro gestiegen.
- Ereignisse, wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg, haben insbesondere die Kosten für Bauleistungen stark erhöht, was zu Verzögerungen und Schwierigkeiten u.a. bei der Vergabe von Bauprojekten im Tiefbaubereich führt.
- Neue, rechtliche Vorgaben, wie die thermische Verwertung von Klärschlämmen und die zunehmende Rückgewinnung von Rohstoffen, erfordern zusätzliche Investitionen in die städtischen Entwässerungsanlagen.
Hinzu kommen geplante Investitionen wie zum Beispiel:
- Die Fertigstellung der Regenwasserpumpstation in Gravenbruch mit Investitionskosten von 8,6 Millionen Euro.
- Der Ausbau der Schmutzwasser-Hebewerke Schönseeschneise, Offenbachweg, der Pumpstation Wefra und dem Regenwasserüberlaufbecken Ludwig-Dürr-Straße für 1,8 Millionen Euro.
Das Volumen aller Investitionen bis 2029 beträgt 27,98 Mio. Euro.
EUR/Jahr
Regenwassergebühr alt, 100qm x 0,811 EUR/qm 81,10
Regenwassergebühr neu, 100qm x 0,872 EUR/qm 87,20
Differenz pro Jahr 6,10
Wasserverbrauch alt
120 Liter x 365 Tage x 4 Personen = 175,20 cbm x 1,47 EUR/cbm 257,54
Wasserverbrauch neu
120 Liter x 365 Tage x 4 Personen = 175,20 cbm x 2,47 EUR/cbm 432,74
Differenz pro Jahr 175,20
Jährliche Mehrkosten 181,30
Insgesamt führt die Gebührenänderung bei einer beispielhaften vierköpfigen Familie mit 120 Litern Wasserverbrauch pro Person und Tag, in einem Einfamilienhaus mit 100 Quadratmeter überbauter Fläche zu Mehrkosten im Jahr von 15,11 Euro im Monat (181,30 Euro/Jahr). Trotz der Erhöhung bleibt Neu-Isenburg im Vergleich mit anderen Kommunen im Kreis Offenbach weiterhin im Mittelfeld.
Das Schmutz- und Regenwasser Trennsystem in Neu-Isenburg und Gravenbruch
Die meisten Kommunen verfügen über Mischwasserkanäle, das heißt Schmutzwasser und Regenwasser von versiegelten Flächen wie
Dächern, Höfen und Straßen werden zusammen abgeleitet und einer Kläranlage zugeführt. Nicht so in Neu-Isenburg. In der Kernstadt und in Gravenbruch gibt es getrennte Kanalsysteme für Abwasser und Regenwasser, nur im Ortsteil Zeppelinheim gibt es ein Mischsystem. Von den 184 Kilometer langen Kanälen umfasst allein das Regenwasserkanalnetz 78,5 Kilometer.