Stadt Neu Isenburg

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Von NY nach NI: Helene Krämers Halskette kehrt nach Neu-Isenburg zurück

Ein besonderes Geschenk für die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim

Die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim, die 1996 in Neu-Isenburg eröffnet wurde, widmet sich dem Leben und Wirken von Bertha Pappenheim. Objekte aus ihrem Leben gibt es jedoch nur wenige. Umso besonderer ist es, wenn Gegenstände von ihr den Weg nach Neu-Isenburg und in die Ausstellung finden.

Bereits 2021 gab es eine Schenkung an die Gedenkstätte, die neben Briefen, Büchern und Fotos auch eine Kette aus rosafarbenen Glasperlen enthielt. Nun erreichte die Seminar- und Gedenkstätte ein Päckchen aus New York. Es enthielt die filigrane Kette aus kleinen Perlen und röhrenförmigen schwarzen Glasperlen. Das besondere an der Kette: sie war ein Geschenk von Bertha Pappenheim an ihren Schützling Helene Krämer.

Abbild von Halskette von Helene Krämer

"Objekte für unsere Ausstellung zu bekommen ist immer eine wertvolle Ergänzung. Sie machen die Geschichte greifbarer. Bertha Pappenheims Perlenketten zeigen außerdem, wie vielfältig die Talente und Interessen von Bertha Pappenheim waren. In diesem Fall verbindet die Kette noch dazu zwei Frauen, die in Neu-Isenburg Enormes, vor allem für Frauen und Kinder, geleistet haben.“, so die Leiterin des Bertha-Pappenheim-Hauses Anna Held.

Helene Krämer und Bertha Pappenheim: zwei langjährige Weggefährtinnen 

Helene Krämer war über viele Jahre eine Weggefährtin Bertha Pappenheims. Bereits lange vor der Gründung des Heims des Jüdischen Frauenbundes (1907) in Neu-Isenburg.

Sie wurde am 1. Juli 1881 in Höchst im Odenwald geboren. Ihr Vater starb noch vor ihrer Geburt, sodass die Mutter mit der Versorgung von acht Kindern alleine zurückblieb. Daher gab sie Helene im Alter von sieben Jahren in die Israelitische Mädchenwaisenanstalt des Israelitischen Frauenvereins in Frankfurt. Zu diesem Zeitpunkt war Bertha Pappenheim dort die Leiterin. Diese sorgte für die Ausbildung des begabten Mädchens. Neben anderen Stationen arbeite sie ab 1907 für den Hilfsverein der deutschen Juden, der sie nach Galizien schickte. Dort übernahm sie die Leitung eines Waisenhauses. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, musste sie Galizien verlassen. 1922 holte Bertha Pappenheim Helene Krämer als ihre Stellvertreterin in die Heimleitung nach Neu-Isenburg. 19 Jahre lang – bis 1941 – arbeitete Helene Krämer danach im Neu-Isenburger Heim des Jüdischen Frauenbundes. Auf Wunsch Bertha Pappenheims übernahm sie nach deren Tod 1936 die Heimleitung. In dieser Funktion bekam sie auch die Nacht des 10. Novembers 1938 in Neu-Isenburg mit.

Helene Krämer war die letzte jüdische Einwohnerin Neu-Isenburgs, der die Flucht aus Deutschland gelang. Ende Oktober 1941 entkam sie nach Kuba, wo sie etwa ein Jahr lang wartete, bis sich ihr schließlich die Möglichkeit eröffnete, in die USA einzureisen. Sie lebte in New York, wo sie 1977 starb. Einen ausführlichen Lebenslauf zu Helene Krämer finden Sie im Online-Gedenkbuch der Stadt.

Helene Krämer blieb, wie Bertha Pappenheim auch, kinderlos. Durch die sieben Geschwister hatte sie dennoch eine große Familie. Und in dieser wurde die ihr von Bertha Pappenheim geschenkte Kette weitergereicht und bis heute bewahrt.

Richard Landman: von New York nach Neu-Isenburg

Bereits 2022 nahm Richard Landman Kontakt mit der Stadt auf. (Siehe dazu auch: Spurensuche Helene Krämer | Stadt Neu-Isenburg (Öffnet in einem neuen Tab))  Er ist der Großneffe von Helene Krämer und begann während der Corona-Pandemie seine Familiengeschichte zu recherchieren. Hierbei stieß er auf den Eintrag über sie im Online-Gedenkbuch und nahm Kontakt auf. Er selbst wuchs in New York als Sohn jüdisch-deutscher Geflüchteter auf. Vage erinnerte er sich daran, dass seine Großmutter Else ihm von einer Halskette von Bertha Pappenheim erzählt habe, die sie von ihrer Tante Helene bekommen hatte. 1996 bekam Rick Landman die Kette und bat seine Großmutter darum, die Geschichte zu ihr aufzuschreiben. Mehr als 25 Jahre später, begab er sich auf die Suche und erfuhr bald, dass Helene Krämer und Bertha Pappenheim wichtige Personen der deutsch-jüdischen Geschichte waren. Anfang dieses Jahres hatte er den Wunsch geäußert, die Kette wieder an den Ort zurück zu senden, aus dem sie kam: Neu-Isenburg, in das ehemalige Heim des Jüdischen Frauenbundes. Der Ort, an dem Helene Krämer und Bertha Pappenheim über Jahre hinweg gemeinsam gewirkt haben.

Foto Richard Landman hält Kette in der Hand

„Die Schenkung von Richard Landman ist eine Bereicherung für das Bertha-Pappenheim-Haus und wir hoffen, ihn in Zukunft persönlich in Neu-Isenburg willkommen zu heißen.“, so der Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein, der Richard Landman seine Einladung nach Neu-Isenburg ausgesprochen hat. Letzterer plant in der Zukunft nach Deutschland zu reisen und dort die Orte zu besuchen, in denen seine Familie lebte, unter anderem auch Neu-Isenburg.

Die Kette wird nach der Schließung über die hessischen Sommerferien in der Dauerausstellung des Hauses ausgestellt. Vorab gibt es auch anlässlich des Hausjubiläums am Sonntag, 28. Juli von 14:00 bis 16:30 Uhr die Möglichkeit sie zu sehen.

Kontakt

Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim
Anna Held
Zeppelinstraße 10, Neu-Isenburg
E-Mail: bertha.pappenheim.hausstadt-neu-isenburgde
Tel.:06102 241-754/-755

Gedenkbuch für das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg (1907-1942)

Webseite: https://gedenkbuch.neu-isenburg.de/ (Öffnet in einem neuen Tab)
Artikel zu Helene Krämer: https://gedenkbuch.neu-isenburg.de/namen/?tx_gedenkbuchnames_personenliste%5Bperson%5D=292&cHash=70aef6840bf5598afb5e2c3cf980723d (Öffnet in einem neuen Tab)

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