Gedenkstunde mit Kranzniederlegungen am 17. November
Am kommenden Volkstrauertag, Sonntag, 17. November, laden der Sozialverband VdK Ortsverband Neu-Isenburg, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Stadt Neu-Isenburg zu einer Gedenkveranstaltung ein, um den Gefallenen und Toten beider Weltkriege und den Opfern von Gewaltherrschaft zu gedenken.
Die Gedenkstunde findet um 15:00 Uhr, in der Trauerhalle auf dem Alten Friedhof, Friedhofstraße 55, statt. Das Innehalten an diesem Tag steht nicht nur im Zeichen des Gedenkens und der Trauer, sondern auch für Frieden und Versöhnung. Der Volkstrauertag steht in diesem Jahr für einen Wandel der Gedenkkultur mit dem Motto „Die Erinnerung an die nächste Generation weitergeben“.
Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein: „Wir stehen in der Verantwortung, die Erinnerung wachzuhalten. Der Volkstrauertag bedeutet, sich unserer Geschichte bewusst zu werden und dass Leid der Menschen nicht zu vergessen. Damit zukünftige Generationen in einer friedlicheren Welt leben können. Wir wollen an diesem Tag in Worten, Gedanken und in Erinnerungen ein Zeichen für den Frieden setzen.“
Nach einer Begrüßung durch Edda Schulz-Jahn, Vorsitzende des VdK, Ortsverband Neu-Isenburg, wird Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein die Gedenkansprache halten. Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet.
Nach Abschluss der Gedenkstunde werden Kränze am Ehrenmal des Alten Friedhofes und an den Gräbern der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der ehemaligen Sowjetunion, Polen und der früheren Tschechoslowakei sowie am Rathaus niedergelegt.
Es werden die „Findbücher“ mit den Namen aller Neu-Isenburger Kriegsopfer des Zweiten Weltkrieges ausgelegt. 885 Bürgerinnen und Bürger Neu-Isenburgs mussten als Folge des Zweiten Weltkrieges ihr Leben lassen, unter ihnen viele Bewohner des Heims des Jüdischen Frauenbundes in der Zeppelinstraße. Sie wurden in Konzentrationslager deportiert. Ebenso starben Soldaten, Zwangsarbeiter und bei den Luftangriffen Frauen, Männer und Kinder. Sie alle sind in diesen Büchern namentlich verzeichnet.
Die Bücher wurden von einer kleinen Gruppe Neu-Isenburger Bürgerinnen und Bürger zusammengestellt und werden im Stadtarchiv aufbewahrt. Dort können sie zu den Öffnungszeiten ebenfalls eingesehen werden.
Über die Findbücher
An der Zusammenstellung der Toten des Zweiten Weltkriegs haben unter anderem der damalige Erste Stadtrat Herbert Hunkel, Günther Wiegel, Wilhelm Brandt, Werner Bremser, Uwe Gillig und Christel Passinger gearbeitet. Mit Hilfe der Bevölkerung konnte Ende 2005 die Arbeit zum Abschluss geführt werden: In drei Büchern sind die Namen aller Neu-Isenburger Kriegsopfer des Zweiten Weltkrieges verzeichnet.
Im ersten Buch, das in Teil eins und Teil zwei gegliedert ist, sind die 885 gefallenen Isenburger Soldaten und die im Luftkrieg umgekommenen Männer, Frauen und Kinder aufgeführt, im zweiten Buch die toten Zwangsarbeiter, im dritten Buch die ermordeten jüdischen Mitbürger. Fast alle Namen wurden von dem Neu-Isenburger Künstler Günter Wiegel, der kurz vor Vollendung seiner aufwändigen Arbeit verstarb, als wichtiger Beitrag zur Geschichte Neu-Isenburg festgehalten.
Bereits 1995 erschien im GHK-Heimatbuch „Ende und Anfang“ ein erstes Ergebnis von Recherchen: Es war eine Liste mit 373 Namen gefallener Neu-Isenburger Soldaten und der im Luftkrieg Umgekommenen, dazu eine weitere Aufstellung der ermordeten jüdischen Mitbürger, erstellt nach Auszügen aus den Akten des Stadtarchivs. Sehr bald stellte sich jedoch heraus, dass die Eintragungen sehr lückenhaft waren. Verständlich, wenn man weiß, dass fanatische Nationalsozialisten der Stadtverwaltung ganze Lastwagen mit städtischen Akten aus dem Rathaus aus Angst vor Repressalien abtransportiert und vernichtet hatten. Nach Veröffentlichung des Buches meldeten sich zahlreiche Menschen, die weitere Opfer zu ergänzen hatten. Die Gruppe um Herbert Hunkel brachte Aufrufe in örtlichen Zeitungen, mit der Bitte an die Bevölkerung, bei der Suche nach weiteren Opfern des Krieges behilflich zu sein. Mit Erfolg: die Liste konnte erweitert werden.
Das Buch mit den Isenburger Soldaten und Bombenopfern musste deshalb zweigeteilt werden, um die neuen recherchierten Namen in gleich würdiger Schriftform unterbringen zu können. Im zweiten Teil sind die toten Zwangsarbeiter verzeichnet, im dritten die Namen der ermordeten jüdischen Mitbürger. Um das Auffinden der im Krieg umgekommenen Verwandten zu erleichtern, sind alle Bücher mit Seitenzahlen versehen und die Namen alphabetisch geordnet.