1996 eröffnete die Stadt Neu-Isenburg im ehemaligen Heim des Jüdischen Frauenbundes eine Seminar- und Gedenkstätte. Die Arbeit des Hauses basiert auf dem Engagement der Bertha-Pappenheim-Initiative, die in den 1990er Jahren das Konzept erarbeitete.
Mit einer Ausstellung erinnert die Stadt in dem "Haus II" heute an das Leben und Wirken Bertha Pappenheims. Regelmäßig finden Veranstaltungen zu Aspekten jüdischen Lebens und jüdischer Kultur statt, sowie Themenreihen über Nationalsozialismus, Erziehung, den christlich-jüdischen Dialog und Frauenrechte. Außerdem ist auf dem Areal eine Kindereinrichtungen untergebracht.
Öffnungszeiten
Jeden Sonntag von 11:00 bis 14:00 Uhr und nach Vereinbarung.
An Feiertagen bleibt die Gedenkstätte geschlossen.
Kontakt:
E-Mail: bertha.pappenheim.hausstadt-neu-isenburgde
Telefon 06102 241-754/-755.
Gedenkbuch
Programm
Bibliothek
In der Gedenkstätte befindet sich auch eine kleine Bibliothek mit Büchern von und über Bertha Pappenheim, das Heim des Jüdischen Frauenbundes sowie Jüdisches Leben. Die Bücher können vor Ort genutzt, oder in einigen Fällen auch ausgeliehen werden.
Bertha Pappenheim
Bertha Pappenheim wird 1859 in Wien als Tochter einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie geboren. Sie erhält die übliche Erziehung einer „höheren Tochter“. Als sie 21 Jahre alt ist, erkrankt der Vater. Bertha Pappenheim pflegt ihn, wird aber im Verlauf selbst krank: Halluzinationen, Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen - ein körperliches Leiden kann nicht nachgewiesen werden. Der Wiener Arzt Josef Breuer nimmt sie in Behandlung. Nach dem erfolgreichen Abschluss veröffentlicht Breuer gemeinsam mit seinem Assistenten Sigmund Freud 1895 die „Studien über Hysterie“. Bertha Pappenheim geht als Patientin Anna O. in die Geschichte der Psychoanalyse ein.
Bertha Pappenheim wuchs ab 1888 aus der lokalen sozialen Praxis der jüdischen Gemeinde und der Stadt Frankfurt empor zur Gründerin und Vorsitzenden des Jüdischen Frauenbundes (1904), der als Dachverband alle bestehenden jüdischen Frauenvereine in Deutschland in sich vereinte. Ende der 1920er Jahre umfasste er 50.000 Mitglieder.
Über Programm und Ziele der Frauenbewegung sowie über eine, die Religionsgesetze sinnvoll erfüllende Zedaka (jüdisches Gebot der Wohltätigkeit) erzog Bertha Pappenheim über Frankfurt hinaus drei Generationen von Jüdinnen zurück zur jüdischen, kulturellen, weiblichen Identität, zu den Pflichten und Rechten, die den meisten abhanden gekommen waren im Kampf um bürgerliche Gleichstellung, in der Assimilation an christliche Umwelt als Folge jahrhundertealten politischen Drucks und Ausnahmegesetzgebung, als Folge von Pogromen und Antisemitismus und auch als Folge von patriarchalischer Herrschaft.
Sie suchte zugleich diese Traditionen zu entschlacken, wie sie sie auch für die jüdischen Frauen wieder entdeckte und ihnen mit ihrer Übersetzung der Denkwürdigkeiten der Glückel von Hameln (1910), der Frauenbibel Zena u. Rena (1929) und den Maassegeschichten (1930) zurückgab, beliebte Hausbücher der Jüdinnen des Spätmittelalters über mehrere Jahrhunderte sowie durch die monatlich erscheinenden Blätter des Jüdischen Frauenbundes, mit ihrem programmatischen Konzept, das sie im ersten Heft 1924 entwickelte.
Als Bertha Pappenheim am 28. Mai 1936 in Neu-Isenburg nach längerer Krankheit im Alter von 77 Jahren stirbt, ist es jüdischen Kreisen bewusst, dass mit ihr "eine der stärksten Persönlichkeiten des deutschen Judentums" (Leo Baeck) verschieden ist. "Ein großer jüdischer Mensch, daß mit ihr ein Leben erloschen ist, wie es das Judentum unter den tief veränderten Lebensbedingungen in Generationen nicht mehr hervorbringen wird" (Margarethe Susman).
Bertha Pappenheim Map
Bertha Pappenheim wohnte vor ihrer Zeit in Neu-Isenburg zunächst in Frankfurt. Bereits hier stieg sie in die Wohlfahrtspflege ein und initiierte viele wertvolle Projekte. Zu ihrer Zeit dort bietet die Bertha Pappenheim Map drei Spaziergänge zu den Orten in Frankfurt, an denen sie gelebt und gewirkt hat. Zum Anhören oder Nachlesen, ergänzt durch historische Bilder, findet man dort vielen spannende Informationen auf Deutsch und auch auf Englisch.
Presseberichte
Aktuelle Presseberichte zur Arbeit der Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim:
Bericht über die Glasperlenkette von Helene Krämer:
Filigrane Halskette kehrt an Wirkungsstätte von Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim zurück (Öffnet in einem neuen Tab), Offenbach Post, 10.08.2024
Bericht über die Feier anlässlich 110. Jahre Haus II am 28. Juli 2024:
Mit Gartenfest 110. Geburtstag gefeiert (Öffnet in einem neuen Tab), Offenbach Post, 30.07.2024
Bericht über die Gedenkveranstaltung am 9. November 2023:
Bewegende Schicksale im Online-Gedenkbuch (Öffnet in einem neuen Tab), Offenbach Post, 11.11.2023
Bericht über den Besuch von Studierenden aus Israel:
Bewegende Familiengeschichte (Öffnet in einem neuen Tab), Stadtpost Neu-Isenburg, 07.06.2023
Bericht zur Recherche von Helene Krämers Nachkommen Richard Landman:
Spurensuche eines New Yorkers führt nach Neu-Isenburg (Öffnet in einem neuen Tab), Offenbach Post, 29.12.2022
Anreise
Bus
Haltestelle: Waldspielpark
Linie: OF-52
Entfernung: 5 Minuten zu Fuß
Tram
Haltestelle: Neu-Isenburg Stadtgrenze
Linie: 17
Entfernung: 15 Minuten zu Fuß
Auto
Das Haus stellt keine eigenen Parkplätze zur Verfügung, es gibt jedoch öffentliche Parkmöglichkeiten im näheren Umfeld.
Barrierefreiheit
Die Gedenkstätte befindet sich im 1. OG des Gebäudes ohne Aufzug. Ein barrierefreie Zugang ist nicht möglich.
Kontakt
Zeppelinstraße 10
63263 Neu-Isenburg