Ein herausforderndes Jahr geht zu Ende. Immer noch bestimmen Krisen, Krieg und Unruhen die Schlagzeilen. Ein Ende des russischen Angriffskrieges ist nicht in Sicht. Mit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel wurde der Nah-Ost-Konflikt neu entfacht.
Es war aber auch ein Jahr der mutigen Entscheidungen. Viele Projekte konnten durch die Beschlüsse der Stadtverordneten in die Wege geleitet werden. Im Haushalt 2023 standen für Investitionen rund 9,5 Millionen Euro bereit.
„Die Weltlage stellt uns vor große Herausforderungen. Die Entwicklung unserer Stadt steht jedoch glücklicherweise auch in schwierigen Zeiten nicht still und bei dieser Entwicklung legen wir großen Wert auf Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Digitalisierung. Das sind die Bereiche, in denen sich auf kommunaler Ebene viel tun lässt und diese Chance ergreifen wir gerne“, sagen Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein und Erster Stadtrat Stefan Schmitt.
Leben und Wohnen
Neu-Isenburg bleibt als Wohnort beliebt. Zum Jahresende (15.12.2023/Einwohnermelderegister) waren in Neu-Isenburg 40.897 Einwohnerinnen und Einwohner gemeldet.
Platz für weiteres Wachstum wird gerade in der Neuen Welt geschaffen. Bei dem Baustellenfest am 15. September, wurden die Bürgerinnen und Bürger eingeladen, sich den Fortschritt anzuschauen und Musterwohnungen zu besichtigen. Bereits im nächsten Jahr soll der neue Edeka eröffnen. In der Mitte der Stadt bauen die Vorhabenträger Groß & Partner sowie die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAU auf einer Gesamtfläche von rund 15 Hektar in den nächsten Jahren rund 750 Wohnungen für bis zu 1.700 Menschen und 1.900 Arbeitsplätze. Für Familien wird in der Neuen Welt im ehemaligen Ziegelsteingebäude der Bundesmonopolbrennerei eine Kindertagesstätte für sieben Gruppen gebaut, die Kita Margareta Müller mit 136 Betreuungsplätzen. Zur Naherholung wird der 6.000 Quadratmeter große Franziska-Schorch-Park mit rund 280 Bäumen, einem Abenteuerspielplatz für Kinder und Sitzbänken angelegt. Außerdem entsteht ein 2.800 Quadratmeter großer Quartiersplatz, eine Markthalle, Restaurants und ein Edeka. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAU hat mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 250 Millionen Euro in das neue Stadtquartier „Neue Welt“ investiert. Insgesamt wurden Grundstücke mit rund 37.000 Quadratmetern für den Bau von ca. 450 Wohnungen und 5.000 Quadratmeter Gewerbeflächen erworben. Aktuell stehen die Rohbauten für 14 Häuser mit 252 Wohnungen, erste Wohnungen sowie die Kindertagesstätte sollen im Jahr 2025 bezugsfertig sein. Weitere rund 370 Wohneinheiten und rund 36.000 m² Geschossfläche sollen auf dem ehemaligen Agfa-Areal durch Groß & Partner entstehen.
Platz zum Leben und Wohnen soll auch im „Quartier im Buchenbusch“ entstehen. Für das Gebiet zwischen der Friedhofstraße, Frankfurter Straße und dem Buchenbusch, wurde der Aufstellungsbeschluss gefasst.
Infrastrukturprojekte
Abgeschlossen wurde in diesem Jahr das aktuell größte Neu-Isenburger Straßenbauprojekt, der Umbau der verlängerten Hugenottenallee und der Knotenpunkte Frankfurter Straße/Du-Pont-Straße/Neuhöfer Straße sowie Hugenottenallee/Frankfurter Straße. Anfang Dezember wurden die Fahrradschutzstreifen aufgebracht, sobald die Witterung es zulässt, werden die roten Fahrbahnmarkierungen an den Einmündungen markiert und die barrierefreien Bushaltestellen aufgestellt.
Die Regionaltangente West ist eines der bedeutendsten Infrastruktur-Projekte der kommenden Jahrzehnte. Damit einher geht die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt. Die Entwurfsplanung für die Ortsdurchfahrt wurde beschlossen und am 28. November in einer Infoveranstaltung den interessierten Bürgerinnen und Bürgerinnen vorgestellt. Die Planungen für den Umbau der Ortsdurchfahrt von der Carl-Ulrich-Straße bis zur Friedhofstraße beinhalten auf der 3,5 Kilometer langen Ost-West-Achse auch durchgängige Fuß- und Radverkehrsführungen.
Offiziell wurde die Fahrradstraße in der Luisen- und Ludwigstraße am 12. Mai 2023 eingeweiht. Gemeinsam mit der Hochschule Darmstadt wurde eine Umfrage gestartet, die nun ausgewertet wird. Die Ergebnisse fließen in den Evaluierungsbericht der Hochschule Darmstadt ein, der dann auch Grundlage für die Entscheidung zur Verstetigung der Fahrradstraße und zu weiteren Fahrradstraßen in Neu-Isenburg sein wird.
Der On-Demand-Verkehrs „Hopper“ hat planmäßig am 26. Juni 2023 seinen Betrieb in Neu-Isenburg aufgenommen und erfreut sich steigender Beliebtheit in der Stadt.
Förderprogramm Wachstum und nachhaltige Erneuerung
Nach Vorliegen der Förderzusage aus dem Förderprogramm Wachstum und nachhaltige Erneuerung (ehemals Stadtumbau) soll im nächsten Jahr die Planung für die Umgestaltung des Alten Ortes ausgeschrieben werden. Der Marktplatz wird barrierefrei mit einem neuen Pflasteraufbau gestaltet, mit Bänken möbliert und grün bepflanzt werden.
Außerdem wurde ein Meilenstein für die Realisierung eines neuen Kultur- und Bildungszentrums in Neu-Isenburg auf den Weg gebracht: Die Stadtverordneten haben grünes Licht für den Realisierungswettbewerb für den Umbau der Hugenottenhalle und der Stadtbibliothek zu einem dritten Ort gegeben. Der architektonische und freiraumplanerische Realisierungswettbewerb startet im Januar 2024.
Im Rahmen des integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) vom „Alten Ort zur Neuen Welt“ wurden die Grundlagen für die Umgestaltung der Frankfurter Straße geschaffen. Als Verfahren haben die Stadtverordnetenversammlung einen Ideenwettbewerb beschlossen. Bereits umgesetzt wurden die Einführung von Tempo 30, die Anordnung einer parallel verlaufenden Fahrradstraße, diverse Maßnahmen zu Smart City, Gutachten zur Stärkung des Zentralen Versorgungsbereichs, Förderprogramme für Eigentümer anliegender Immobilien (Anreizprogramm); Leitbilder und Gestaltungsvorgaben der straßenbegleitenden Gebäude (Gestaltungsfibel), die Erstellung der Klimafunktionskarte und Start der Machbarkeitsstudie Straßenbahn.
Um den Bereich zwischen der Frankfurter Straße und der Richard-Wagner-Straße städtebaulich und gestalterisch aufzuwerten, wurde im August die Fassade der Kaiserpassage begrünt.
Eine klimatische Aufwertung erfuhr auch der Platz vor dem Haus der Vereine in der Offenbacher Straße. Der Platz wurde entsiegelt, mit Blumen, Stauden und Bäume bepflanzt; Bänke und Fahrradständeraufgestellt, wo vorher nur grauer Asphalt lag. Außerdem wurde hier Neu-Isenburgs erster Unterflurcontainer für die getrennte Glassammlung aufgestellt.
Um mehr Grün und Farbe in die Fußgängerzone zu bringen, hat die Stadt Ende August 19 hohe Terrakotta-Töpfe mit portugiesischem Kirschlorbeer bepflanzt. Im nächsten Frühjahr sollen die Pflanzen dann weiß blühen.
Natur-, Klima und Umwelt
Mit der Vorgartensatzung, die am 27. September 2023 von den Stadtverordneten beschlossen wurde, soll der zunehmenden Flächenversiegelung entgegengesteuert werden. Ab nächstem Jahr dürfen in Neu-Isenburg, Gravenbruch und Zeppelinheim keine neuen Schottergärten mehr angelegt werden.
Bereits in diesem Jahr hat die Stadt Neu-Isenburg mit der verpflichtenden kommunalen Wärmeplanung begonnen. In rund 18 Monaten und mit Unterstützung eines externen Dienstleisters will die Stadt Neu-Isenburg gemeinsam mit den Stadtwerken den Wärmeplan erarbeiten.
Digitalisierung
Sichtbare Fortschritte gibt es auch bei der Digitalisierung in der Smart City Stadt Neu-Isenburg.
Im Juli wurde das zentrale digitale Bürgerinfosystem vor der Hugenottenhalle gemeinsam mit Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Staatsministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, eingeweiht.
Mit einer neuen Technik, modernem Design, optimierter Suchfunktion und vielen Möglichkeiten, die Seite individuell anzupassen– so präsentiert sich seit dem 20. November der neue Internet-Auftritt der Stadt Neu-Isenburg. Über ein Jahr intensiver Vorbereitung steckt in diesem Projekt. Die benutzerfreundliche und barrierefreie WebApp wurde mit 265.050 Euro aus dem Programm „Starke Heimat Hessen“ gefördert.
OZG-(Onlinezugangsgesetz)-Modellkommune Neu-Isenburg
Mittlerweile bietet die Stadt Neu-Isenburg 32 Online-Dienstleistungen an, allein vier davon wurden in diesem Jahr eingeführt. Online kann jetzt der Schwerbehindertenausweis beantragt werden oder Brauchtumsfeuer, der Getränkeausschank oder gefährliche Hunde angemeldet werden. Im Februar 2023 wurde ein Selbstbedienungsterminal im Bürgeramt in Neu-Isenburg aufgestellt, mit dem alle Online-Leistungen der Stadtverwaltung abgerufen werden können.
Kultur und Sport
Unter dem Titel „1848 – Für Demokratie und Menschenrechte“ wurde anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Nationalversammlung, eine vielbeachtete Ausstellung und ein umfassendes Begleitprogramm konzipiert, das ein Lebensbild der 1840er Jahre in Deutschland und insbesondere im Rhein-Main-Gebiet nachzeichnet. Das Programm wurde vom Kulturfond Frankfurt RheinMain und der Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region gefördert.
Fünf Tage vor dem großen sportlichen Ereignis in Berlin, den Special Olympics World Games am 17. Juni, hat eine fünfköpfige Delegation mit Boccia-Spielerinnen und –Spielern aus Guyana ihren ersten Stopp in Neu-Isenburg eingelegt. Im Rahmen des Host-Town-Programm wurde Neu-Isenburg zur Gastgeber-Stadt ausgewählt, als eine von 19 Kommunen in Hessen. Im Rahmen des Besuchs wurde ein Boule-Bahn vor der Rollschuhbahn im Sportpark Alicestraße angelegt. Sie steht seit dem 30. August offiziell allen Bürgerinnen und Bürgern offen.
Im Juni wurde das Haus zum Löwen zum Museum des Monats gekürt. Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn überreichte am 7. Juni persönlich die Auszeichnung.
Premiere hatte der „Hugenottenmarkt“ beim Weihnachtsmarkt im Alten Ort.
Wirtschaft
Neu-Isenburg ist nach wie vor der wirtschaftsstärkste Standort im Kreis Offenbach und einer der stärksten in der Region.
2023 arbeiten in 6.641 Neu-Isenburger Betrieben 30.861 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Die Pro-Kopf-Kaufkraft je Einwohner ist gesunken (28.137 Euro), liegt mit 107,1 Indexpunkten aber noch über dem bundesweiten Durchschnitt (Deutschland=100).
Insgesamt wurden von den in Neu-Isenburg ansässigen Unternehmen rund 166 Millionen Euro Gewerbesteuer bezahlt. Von den Gewerbesteuereinnahmen stehen der Stadt Neu-Isenburg grundsätzlich durch Abgaben in den kommunalen Finanzausgleich nur rund 30 Prozent selbst zur Verfügung.
Die Branchenportfolioanalyse für die Jahre 2012 bis 2022, die von der Bundesagentur für Arbeit als Sonderauswertung von der Wirtschaftsförderung der Stadt Neu-Isenburg in Auftrag gegeben wurde, belegen ein überdurchschnittliches Wachstum und überdurchschnittliche Konzentration der Branchen Grundstücks- und Wohnungswesen sowie Dienstleistungen der IT im Vergleich mit dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Neu-Isenburg hat die zurückliegenden Jahre davon profitiert, möglichst nicht von Monostrukturen (ein großer Industriebetrieb in der Stadt) abhängig zu sein, sondern über einen Branchenmix zu verfügen. Eine zukunftsweisende Neuansiedlung ist der Wirtschaftsförderung auf dem ehemaligen Areal der „Frankfurter Rundschau“ an der Rathenaustraße gelungen. Dort plant die internationale Goodman Group ein hochmodernes Rechenzentrum. Die Stadtwerke Neu-Isenburg GmbH werden gemeinsam mit Goodman sowie dem künftigen Betreiber des Rechenzentrums ein Konzept erarbeiten, wie die entstehende Abwärme für die kommunale Wärmeplanung bestmöglich genutzt werden kann.
Das Ziel der städtischen Wirtschaftsförderung ist, den Standort funktional zu halten und die Infrastruktur zu stärken. Um die bestehenden Gewerbegebiete konzeptionell weiterzuentwickeln und fit für die Zukunft zu machen, hat die Stadt Neu-Isenburg ein Kooperationsprojekt zum Thema „Gewerbegebiet der Zukunft“ mit der Frankfurt University of Applied Sciences gestartet. Die Ergebnisse werden nächstes Jahr präsentiert.
Um den Wirtschaftsstandort sowohl bei den Bestandsunternehmen attraktiver als auch bei neuen Unternehmen bekannter zu machen, wurde in diesem Jahr eine Kommunikations- und Werbekampagne gestartet.
Dem Thema Fachkräfte, Fachkräftegewinnung ausländischer Fachkräfte und die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen widmet sich der diesjährige Wirtschaftsempfang der Stadt Neu-Isenburg am 15. November. Über 100 Gäste aus Neu-Isenburger Unternehmen hörten sich den Vortrag von Dr. Frank Martin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion der Arbeitsagentur Hessen, an.
Auszeichnungen
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) vergibt die EU-weite Zertifizierung „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“. Die Stadt Neu-Isenburg hat als erste Kommune im Kreis Offenbach das begehrte Siegel in „Silber“ erhalten. Dabei wird die Fahrradfreundlichkeit in verschiedenen Aktionsfeldern bewertet.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach am Main und die Gesellschaft für Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region Frankfurt RheinMain (ivm) haben der Stadt Neu-Isenburg am 11. Oktober 2023 gemeinsam das „Prädikat Vorbildlich Mobil” übergeben. Es untermauert das Ziel, die Mobilität in der Stadt umweltschonend und effizient zu gestalten.
Neu-Isenburg hat das Zertifikat „StadtGrün naturnah“ in Bronze erhalten. Die Auszeichnung fand am 28. September beim Vernetzungstreffen des Verbandes „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ in Dortmund statt.
Der Hessische Innenminister Peter Beuth verlieh im Rahmen des KOMPASSProgrammes (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel) des Landes Hessen das Sicherheitssiegel am 27. September an die Stadt Neu-Isenburg.
Trauer um verdiente Persönlichkeiten
In diesem Jahr mussten sich die Stadtgesellschaft von vielen verdienten Persönlichkeiten verabschieden. Wir erinnern an den ehemaligen Stadtverordneten Herbert Wilkening, Berthold Depper (Ortsgerichtsvorsteher und ehemaliger Erster Stadtrat), Karl-Heinz Groh (Langjähriger Vorsitzender der TSG 1885 e.V. und Stadtverordneter), Marianne Großjohann (Vorsitzende des Seniorenclubs Zeppelinheim und gute Seele im Zeppelinmuseum), Erwin Nöske (Dr. Bodo-Sponholz-Stiftung), Roland Klammes, den Unternehmer Claus Wisser und Jean-Claude Schalk (Bürgermeister a.D. Andrézieux-Bouthéon).
Ausblick auf das kommende Jahr
Der Doppelhaushalt 2024/2025 wurde am 12. Dezember 2023 durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Vorbehaltlich der Genehmigung durch den Kreis Offenbach, können damit viele wichtige Projekte im nächsten Jahr begonnen werden, dazu gehören beispielsweise auch die Umsetzung eines Stadtsauberkeitskonzeptes oder auch die Einführung einer Mängel-Melder-App.
Im kommenden Jahr feiert die Stadt Neu-Isenburg den 325. Jahrestag ihrer Gründung. Genau am 24. Juli 1699 leisteten 34 hugenottische Familien im Offenbacher Schloss dem Landesherrn Graf Johann Philipp von Ysenburg-Büdingen den Treueeid. Zum Stadtjubiläum werden das ganze Jahr 2024 besondere Veranstaltungen stattfinden, das Programm wird in Kürze auf der Homepage der Stadt veröffentlicht.