Stadt Neu Isenburg

Stadt Neu-Isenburg

Schatzsuche zum Stadtgeburtstag am 24. Juli

Neu-Isenburg ist stolz auf seine Stadtgründung. Im nächsten Jahr feiert die Stadt ihren 325ten Geburtstag.

Vielleicht ist bis dahin auch der Antrag an das Hessische Ministerium des Innern und für Sport auf den Weg gebracht worden, künftig als Zusatzbezeichnung „Hugenotten- und Waldenserstadt“ im Stadtnamen zu führen.

Eine erste Anfrage beim Hessische Landesarchiv – Hessisches Staatsarchiv Darmstadt zu einer Verleihung der Zusatzbezeichnung „Hugenotten- und Waldenserstadt“ verlief positiv. Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 12. Juli 2023 beschlossen, einen Antrag zu stellen, damit der identitätsstiftende Namenszusatz schon beispielsweise auf dem Ortsschild zu lesen ist.

Das Hessische Landesarchiv – Hessische Staatsarchiv Darmstadt hat für sein Gutachten die einschlägige Literatur zur Geschichte der Hugenotten in Deutschland und Hessen im Allgemeinen und der Entwicklung der Stadt Neu-Isenburg im Speziellen ausgewertet. Das Ergebnis: Insgesamt ist die Verleihung der amtlichen Zusatzbezeichnung „Hugenotten- und Waldenserstadt" für Neu-Isenburg historisch gut zu begründen, Hugenotten und Waldensern prägten die Stadtentwicklung und sind in der Erinnerungskultur und Identität der Stadt Neu-Isenburg verwurzelt.

Privilegienbrief

Hier die Stellungnahme:

„Die Stadt Neu-Isenburg (Landkreis Offenbach) wurde im Jahr 1699 als Exulantenstadt (Exulant als Bezeichnung für Glaubensflüchtlinge) von Hugenotten (französische Protestanten) gegründet. Graf Johann Philipp von Isenburg-Offenbach (1655-1718) nahm die Exulanten unter seinen Schutz und ermöglichte die Anlage der Siedlung in seiner Grafschaft. Ab 1702 kamen auch Waldenser zur ursprünglich hugenottischen Bevölkerung Neu-Isenburgs hinzu und prägten die Stadtentwicklung entscheidend mit: Zum einen erhielt die finanziell ungenügend ausgestattete Siedlung durch die Aufnahme der Waldenser finanzielle Unterstützung durch den mit einem Mandat für waldensische Flüchtlinge ausgestatteten Advokaten Pieter Valkenier. Dadurch gelang es, die zuvor wirtschaftlich prekäre Situation Neu-Isenburgs zu stabilisieren. Zum zweiten hatten die Waldenser bereits zuvor in deutschen Städten gelebt, weshalb die bis dahin rein hugenottische Bevölkerung Neu-Isenburgs von ihren Erfahrungen im Bereich der kommunalen Selbstverwaltung profitierte.

Innerhalb der Stadt stellten die Hugenotten zwar die Mehrheit, doch prägten auch die Waldenser besonders im 18. Jahrhundert Neu-Isenburg stark mit. So wählten Hugenotten und Waldenser gemeinsam 1702 ein Konsistorium, wodurch die französisch-calvinistische Kirchengemeinde entstand. Vom 18. bis 20. Jahrhundert finden sich sowohl die Namen von Hugenotten als auch von Waldensern unter den Honoratioren des Ortes, etwa als Bürgermeister, Unternehmer, Lehrer und Wirte der ersten Gasthäuser. Bereits im 18. Jahrhundert kam es zudem zu einer langsamen Vermischung beider Gruppen durch Eheschließungen. Hugenotten und Waldenser trieben damit die Entwicklung von Neu-Isenburg gemeinsam voran und prägten die Stadt entscheidend.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts siedelten sich zwar zunehmend auch deutsche Familien in Neu-Isenburg an, der dominierende Einfluss der Nachfahren der Hugenotten und Waldenser blieb jedoch über Jahrzehnte weiterbestehen, was sich unter anderem daran zeigt, dass erst 1829 - und gegen starken Widerstand der Einwohner - Deutsch als Amtssprache eingeführt wurde. Trotz des abnehmenden Einflusses der französischsprachigen Hugenotten und Waldenser ist die Vergangenheit Neu-Isenburgs im Stadtbild noch in Teilen sichtbar, etwa durch den Grundriss der planmäßig angelegten Stadt. Neu-Isenburg ist damit in besonderem Maße mit der Ansiedlung der Hugenotten in deutschen Territorien verknüpft und erhielt seine besondere Ausprägung der Stadtentwicklung aber auch durch die waldensische Zuwanderung zum Gemeindenamen vor. Zwar gibt es neben Neu-Isenburg noch zwei andere Orte, die sich auf eine hugenottische Gründung zurückführen lassen, nämlich Friedrichsdorf (Hessen-Homburg) und Bad Karlshafen (Hessen-Kassel). In allen drei Städten wird die Erinnerung an die jeweilige Gründung sowie durch die Prägung durch die Hugenotten wachgehalten, sei es in Museen (Deutsches Hugenottenmuseum Bad Karlshafen, Philipp-Reis und Hugenottenmuseum Friedrichsdorf, Stadtmuseum Haus zum Löwen Neu-Isenburg), Wanderwege, Veranstaltungen oder die Einbeziehung in die Erinnerungskultur. Allerdings weisen Friedrichsdorf und Bad Karlshafen keine waldensische Prägung auf, wie sie für Neu-Isenburg nachweisbar ist. Durch die Verleihung der amtlichen Zusatzbezeichnung „Hugenotten- und Waldenserstadt“ wird Neu-Isenburg damit nicht zuungunsten von Friedrichsdorf und Bad Karlshafen hervorgehoben. Auch eine Benachteiligung, der waldensischen Gründung Dornholzhausen kann nicht festgestellt werden, da Dornholzhausen keine vergleichbare hugenottische Prägung wie Neu-Isenburg aufweist. Daher ist eine der Verleihung entgegenstehende Hervorhebung zuungunsten anderer Städte nicht feststellbar.

324 Jahre Neu-Isenburg – 24. Juli 1699 - 24. Juli 2023

In Erinnerung an den Gründungstag der Stadt Neu-Isenburg wird am 24. Juli wieder die Hugenottenfahne gehisst. Am 24. Juli 1699 leisteten 34 französische Glaubensflüchtlinge im Isenburger Schloß in Offenbach Graf Johann Philipp von Ysenburg und Büdingen den Treueeid. Im Gründungsprivileg billigte der Landesherr der französisch-reformierten Kirchengemeinde und ihrem Konsistorium die weitergehenden Selbstverwaltungsrechte der reformierten französischen Kirchenordnung zu.

Mit Genehmigung des Deutschen Hugenottenzentrums in Bad Karlshafen und auf Anregung des ehemaligen Bürgermeisters Herbert Hunkel, hat die Stadt Neu-Isenburg seit 2016 das Flaggenrecht für die Hugenottenfahne. Sie wurde erstmalig für die Stadt Neu-Isenburg angefertigt und zeigt das Hugenottenkreuz mit der Taube, negativ weiß auf blauem Untergrund (cyan). Sie wird jeweils am 24. Juli, dem Gründungstag der Stadt und bei anderen, hugenottischen und speziell Isenburger Anlässen gehisst.

Rathaus

Über das Hugenottenkreuz

Das weltweit verbreitete Hugenottenkreuz ist besonders in Frankreich zu einem Erkennungszeichen der reformierten Christen geworden.

Hugenottenkreuz

Das Kreuz in seiner heutigen Form geht zurück auf den Orden St. Esprit (Orden vom Heiligen Geist), der auf dem mittelalterlichen Malteserkreuz gründet. König Heinrich III. von Frankreich stiftete den Orden St. Esprit im Jahr 1578. Im Unterschied zu diesem Orden, der die Taube im Zentrum des Kreuzes zeigt, hat das Hugenottenkreuz eine herabhängende Taube als Sinnbild für den heiligen Geist. In den vielen bekannten Variationen des Hugenottenkreuzes begegnet aber auch anstelle der Taube eine anhängende Träne als Zeichen der Leiden der verfolgten Kirche oder eine kleine Keule (trissou, pilon), die für den Glaubenskampf steht. Zwischen den Kreuzesarmen werden Lilien erkennbar, das Wappen der Bourbonen und damit Ausdruck der Königstreue der Hugenotten. Die acht kleinen Kreise an den Enden der Kreuzesarme symbolisieren die Seligpreisungen der Bergpredigt.

Über die Entstehung des Hugenottenkreuzes berichtet erstmalig der Prior von Bernis, Abbé Valette, in einer Schrift Der Aufruhr in den Cevennen. Danach hat der Goldschmied Maystre in Nîmes um 1688 das Kreuz entworfen und hergestellt. Es fand schnelle Verbreitung in der Stadt und ihrem Umfeld. Es wurde nach seiner Herkunft auch Kreuz von Languedoc genannt.

(Text: Jochen Desel, Deutsche Hugenottengesellschaft).

Die Geschichte der Stadt selbst erkunden

Wer die Geschichte Neu-Isenburgs selbständig erkunden möchte, kann dies mit einer digitalen Schnitzeljagd mit der App Actionbound. Die Schnitzeljagd startet am Stadtmuseum „Haus zum Löwen“ und dauert etwa eine Stunde. Die App kann im Museum kostenfrei heruntergeladen werden.

Eine Anmeldung ist zum Museumsbesuch nicht erforderlich. Ein fester Eintrittspreis wird nicht erhoben, es gilt das Prinzip: „Zahle, was du willst!“.

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