Noch ist der Winter nicht vorbei, doch steigen die Temperaturen bereits deutlich an und nähern sich amphibischen Wohlfühlbedingungen. Die ersten Exemplare wurden bereits gesichtet und nun ist wieder die besondere Aufmerksamkeit der Autofahrenden erforderlich.
Zwar sind an den Hauptverkehrswegen der wechselwarmen Vierbeiner – sie begeben sich wie jedes Jahr zwecks Fortpflanzung in ihre Laichgewässer zurück – bereits Amphibienzäune gestellt, das hindert aber nicht die besonders forschen und eiligen Kröten und Frösche, es doch auf direktem Weg über die Straße zu probieren. Deswegen stehen an den entsprechenden Stellen auch Schilder, die die Kraftfahrzeuglenker zum vorsichtigen Fahren auffordern.
Die Wanderbedingungen sind bereits jetzt optimal. Bei Temperaturen über 5° Celsius am Abend sowie Regen oder hohe Luftfeuchtigkeit beginnen die Lurche im Schutz der Dunkelheit ihre Wanderung aus den Wäldern zu den Teichen. Die Anzahl der heimischen Arten ist bei uns überschaubar. Man findet vor allem Erd- und Kreuzkröte, Wasser-, Gras- und Springfrosch sowie Berg- und Teichmolch.
Für die Wanderung verwenden die Tiere ein komplexes Navigationssystem. Sie nutzen Geräusche, Gerüche, visuelle Landmarken und sogar magnetische Informationen zur Orientierung. Für gewöhnlich erwachen die Männchen eher aus der Winterruhe und sind früher unterwegs als die Weibchen, streng nach dem Motto: Der frühe Froschmann fängt das Weibchen. Bereits unterwegs lauern die männlichen Artgenossen wie harmlose Anhalter im Unterholz auf ihre feminine Mitfahrgelegenheit, um sich kostenlos mitnehmen zu lassen. Insgesamt können die Weibchen bei ihrer Wanderung eine Strecke von bis zu fünf Kilometern zurücklegen, bei einigen kann es sogar noch mehr sein.
Im letzten Jahr waren die Bedingungen während der Wanderungen nicht ideal, aber immerhin schon günstiger als 2022. Insgesamt wurden 339 Individuen gezählt, im Jahr davor waren es nur 74 Amphibien. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2018 wurden 2733 Tiere registriert. Doch die starken Fluktuationen sind bei den Krötenwanderungen durchaus normal und zumindest scheinen in diesem Jahr die klimatischen Bedingungen besser zu sein, was auf eine Zunahme der diesjährigen Aktivitäten hoffen lässt.
Besondere Achtsamkeit ist an folgenden Straßen notwendig: Die Amphibien wollen zum einen den Gravenbruchring westlich der Kleingartenanlage Eichenbühl und zum anderen die L 3117 Richtung Heusenstamm in Höhe der Luderbachbrücke überqueren. An ersterem dominieren Erdkröten, die aus dem Frankfurter Stadtwald zum Weiher "Am alten Schießstand" wandern. Im Bereich des Luderbaches suchen hauptsächlich Grasfrösche die im Frühjahr überschwemmte "Müllerwiese" auf. Hier verrichten auch regelmäßig Berg- und Teichmolche ihre Fortpflanzungsaktivitäten.
Zudem nehmen auch am Kastanienweg die Migrationsaktivitäten zu; hier wandern die Tiere aus dem Forst in den Buchenbusch ein. Auch dort soll demnächst eine Schutzvorrichtung aufgebaut werden.
An den sensiblen Übergängen befinden sich schon seit Jahren so genannte Amphibienleiteinrichtungen, die bei Bedarf mit mobilen Amphibienzäunen verlängert werden können. Die Auffangeimer werden erst zur Hauptwanderzeit eingegraben, denn sie müssen täglich kontrolliert und geleert werden - eine Aufgabe, die seit vielen Jahren dankenswerterweise von ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützern übernommen wird.
Aber auch in weiteren Bereichen Neu-Isenburgs sind die Tiere unterwegs. Beliebt sind etwa die Sickerbecken im Frankfurter Stadtwald, in Gravenbruch und im Bereich Fischer Lucius. Wichtige Amphibienlaichgebiete sind auch die Naturschutzgebiete Gehspitzweiher und der Bruch von Gravenbruch.
Für alle Verkehrsteilnehmenden ist deshalb in den nächsten Wochen besondere Vorsicht geboten. Insbesondere an milden, feuchten Abenden, während der Nacht und in den frühen Morgenstunden trägt erhöhte Aufmerksamkeit, die ohnehin im Straßenverkehr stets geboten sein sollte, dazu bei, die Tiere nicht unnötig zu gefährden.
Weitere Auskünfte erteilen die städtischen Biologen Dr. Markus Bucher unter 06102-241764 oder per Mail und Dr. Ellen Pflug unter 06102-241720 oder ebenfalls per Mail.