Ausgezeichnet wurden Subhieh El-Ghouj und Dorothea Zeifert für das Projekt „Nähen und Deutsch lernen“
Der Integrationspreis 2024 der Stadt Neu-Isenburg wurde an Subhieh El-Ghouj und Dorothea Zeifert verliehen, die seit 15 Jahren das Projekt „Nähen und Deutsch lernen“ ehrenamtlich anbieten.
Die feierliche Übergabe des Preises am Mittwoch, 2. Oktober, fand in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Plenarsaal des Rathauses statt. Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein hielt die Laudatio und sagte: „Seit 15 Jahren sind Subhieh El-Ghouj und Dorothea Zeifert in dem Projekt Internationaler Frauentreff „Nähen und Deutsch lernen“ ehrenamtlich engagiert. Gemeinsam mit weiteren ehrenamtlichen Helferinnen zeigen sie uns, wie Integration auf natürliche und alltagsnahe Weise gelingen kann. Sie verbinden die praktische Arbeit mit der Möglichkeit, Deutsch zu lernen und Kontakte zu knüpfen aber auch unser Land und seine Kultur kennenzulernen. Ihr Engagement ist eine Inspiration für uns alle. Sie leisten damit einen unschätzbaren Beitrag für unser Miteinander in der Stadt“.
Zahlreiche Anwesende nutzten die Gelegenheit, den Geehrten persönlich zu gratulieren und die Verdienste der Geehrten in einem persönlichen Grußwort zu würdigen. Beispielsweise sprach Sarantis Biscas, der Vorsitzende des Ausländerbeirates, Pfarrer Ansgar Leber und Brunhilde Riemer, eine lange Weggefährtin von Subhieh El-Ghouj. Musikalisch wurde der Abend vom Saxophon-Trio der Musikschule Neu-Isenburg begleitet. Es spielen Jeanette Fries, Leiterin des Ensembles, Lilly Hoff und Niklas Schleicher-Baltrusch.
Neben Familien, Verwandten und Freunde waren Neu-Isenburgs Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner, Ehrenbürger und Bürgermeister a.D. Herbert Hunkel, das Ehepaar Matthias (Pfarrer i.R.) und Jutta Loesch sowie Andreas Schmitt (Integrationspreisträger 2019) Michael Kaul (Integrationspreisträger 2010) sowie Vertreterinnen der Nachbarschaftsinitiative „Mein Gravenbruch“, die den Integrationspreis 2014 erhielten.
Über das Projekt „Nähen und Deutsch lernen“
Etwa zehn Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern treffen sich jeden Montag in den Räumlichkeiten der Ev.-Ref. Gemeinde Am Marktplatz. Hier organisieren Dorothea Zeifert und Subhieh El-Ghouj sowie ihr Team den Nähkurs. Die Kurse laden insbesondere Frauen ein, die die deutsche Sprache noch nicht gut beherrschen. Die Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländer wie beispielsweise Afghanistan, Eritrea, Jordanien, Marokko und Tunesien lernen das Zuschneiden und Nähen an der Nähmaschine und das Stricken mit Wolle.
Subhieh El-Ghouj hat durch ihr Engagement für geflüchtete Menschen große Erfahrung, viele Kontakte und ein gutes Netzwerk. So kann sie Frauen auf die Nähkurse aufmerksam machen, zur Teilnahme motivieren und Probleme lösen. Dorothea Zeifert bringt als gelernte Schneidermeisterin ihr großes Fachwissen ein. Sie ermuntert die Frauen zu einem selbstbewussten Auftreten und macht ihnen ihren Wert für die Gesellschaft klar. Kulturelle Unterschiede gerade im Umgang zwischen Männern und Frauen werden offen thematisiert.
Den beiden Organisatorinnen gelingt es, aus dem Nähkurs gleichzeitig einen Sprachtreff zu machen. Das wöchentliche Treffen ermöglicht es den Teilnehmerinnen mit Migrationsgeschichte, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Das wiederum erhöht Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig wird eine soziale Teilhabe gefördert. Frauen werden aus der Isolation geholt. Es wird Selbstvertrauen und Selbstständigkeit vermittelt. Barrieren werden abgebaut und Verständnis füreinander geschaffen. Auch wenn immer wieder neue Teilnehmerinnen hinzukommen, ist der Nähkurs für viele zu einer vertrauten Familie geworden. Eine Familie, auf die auch in schwierigen Situationen zurückgegriffen werden kann.
Was im Nähkurs produziert wird, dient auch dem guten Zweck: Viel wurde für das Projekt „Täglich Brot für Beregovo“ genäht. In Corona-Zeiten wurden sogar Masken produziert. Die Teilnehmerinnen des Nähkurses präsentieren und verkaufen ihre Erzeugnisse beispielsweise auch am Tag der Nationen und bei anderen Gelegenheit. Und rücken damit das Projekt noch einmal in der Öffentlichkeit.
Über den Integrationspreis
Bereits zum vierten Mal verleiht die Stadt Neu-Isenburg den Integrationspreis. Mit diesem Preis sollen außergewöhnliche Leistungen und Projekte von Einzelpersonen oder Gruppen honoriert werden. Auf Vorschlag des Ausländerbeirats wurde der Integrationspreis 2010 ins Leben gerufen und ist mit 1.500 Euro dotiert.
Der Preis wird alle vier Jahre verliehen. Der erste Gewinner des Integrationspreises war 2010 die Nachbarschaftsinitiative „Mein Gravenbruch: Miteinander leben – Einander verstehen“, 2015 ging der Preis an den Verein „Flüchtlingshilfe Neu-Isenburg e.V.“ und 2019 an Andreas Schmitt, Inhaber der „Bäckerei und Café Ernst“.
Über die Verleihung des Preises entscheidet eine Jury, die vom Magistrat einberufen wird. Sie setzt sich zusammen aus Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner (als Vertreterin der CDU-Fraktion), Sarantis Biscas (Vorsitzender des Ausländerbeirats), Markus Munari (als Vertreter der SPD-Fraktion), Lukas Sinderwald (als Vertreter der FDP-Fraktion), Frank Wöllstein (als Vertreter der Freien Wähler), Edgar Schultheiß (als Vertreter der Fraktion DIE LINKE) und Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein.