Seit einiger Zeit haben Nilgänse den Dreiherrnsteinplatz als Revier entdeckt. Die Stadt appelliert dringend an die Bürgerinnen und Bürger, die Tiere nicht zu füttern. Nilgänse sind eine invasive Art und können Enten und weitere Vogelarten verdrängen. Wo sich die Tiere aufhalten, werden die Grünflächen abgefressen und verkotet. Außerdem locken die Brotkrumen noch weitere Tiere an, die nicht erwünscht sind.
Wenn Wildtiere den Weg in die Städte finden, liegt es oft am üppigen Nahrungsangebot. Ehemalige Waldvögel wie Amsel und Mönchsgrasmücke sind inzwischen häufig anzutreffen. Wasserflächen in Parks und Grünanlagen sind Tummelplätze für Stockente, Nilgans & Co. Selbst Wildschweine, Füchse, Kaninchen und Waschbären streifen durch Siedlungsgebiete und finden dort ein üppiges Nahrungsangebot. Beispiele dafür sind leicht zugängliche Abfallbehälter, weggeworfene Essensreste und offene Futterstellen für Haustiere.
Dazu kommt das Füttern von Wildtieren aus falsch verstandener Tierliebe. Früher war es üblich, Vögel dann zu füttern, wenn Schnee und Eis den Tieren das Überleben schwer machte. Auch im Wald wurden Eicheln und Kastanien vom Forst nur in harten Wintern gezielt für Wildtiere ausgelegt.
Heute hat sich das geändert. Ganzjährig werden Meisenknödel, verschiedene Samen von Sonnenblume, Hirse und Hanf, sowie Nüsse zum Kauf angeboten. An jedem öffentlich zugänglichen Teich wird großzügig altes Brot an Enten und Gänse verfüttert. Mancherorts wird auch Obst und Gemüse für die „süßen“ Kaninchen oder Nutrias ausgelegt. Dies lockt auch weitere ungebetenen Gäste wie Wildschweine, Ratten oder Waschbären an.
Doch die falsch verstandene Tierliebe hat Konsequenzen für Tier und Mensch.
- Wo regelmäßig gefüttert wird, verlieren Tiere ihre angeborene Scheu. Das „Betteln“ mag im ersten Moment putzig wirken, doch schon im nächsten Moment kann daraus Aggressivität entstehen. Die Tiere bedrängen Menschen, um an „ihr“ Futter zu gelangen.
- Der Nahrungsüberfluss sorgt für eine starke Vermehrung einiger Arten wie z. B. Tauben oder Nilgänse. Nicht zuletzt profitieren auch Ratten. Dies geht auf Kosten anderer Arten, für die das einseitige Futterangebot keine Alternative darstellt und daher allmählich verdrängt werden.
- Dazu kommen Probleme mit Kot – sei es der altbekannte Taubendreck oder in jüngerer Zeit massive Belastungen durch Gänsekot auf öffentlichen Grünflächen und rund um Teiche und Weiher. Zudem sorgt das massive Füttern von Wasservögeln für erhebliche Gewässerverschmutzung bis hin zum Umkippen von Teichen.
- Nicht artgerechtes Futter führt häufig zu Erkrankungen der Tiere. Auch breiten sich Krankheitserreger an Futterstellen, die regelmäßig von vielen Tieren aufgesucht werden, leichter aus.
Explizit verboten und daher strafbar ist das Füttern von Wildtieren laut § 30 des Hessischen Jagdgesetzes. Das gilt für alle größeren Wildtiere wie z. B. Rehe oder Wildschweine. Auch die Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Neu-Isenburg verbietet das Füttern von Wildtieren.
In § 2 Abs. 8 ist Folgendes festgelegt: „Das Füttern von Wildvögeln und Wildtieren (z. B. Tauben, Enten, Gänse, Fische) oder das Auslegen oder Ausstreuen von Futter und Speiseresten aller Art, soweit dieses üblicherweise von Wildvögeln und Wildtieren aufgenommen wird, ist verboten.“
Mittlerweile wird die Winterfütterung für Vögel auch von den Naturschutzverbänden empfohlen, auch deshalb, weil man dadurch Kinder und Erwachsene zur Naturbeobachtung anregt und die Artenkenntnisse verbessert. Wie man richtig füttert, findet man zum Beispiel beim Naturschutzbund Deutschland (Öffnet in einem neuen Tab)
Viel nützlicher als das Füttern sind eine vielfältige und naturnahe Gestaltung von Gärten und Grünanlagen und der Verzicht auf Pestizide. Solche Flächen bieten genügend Verstecke und natürliche Nahrung für eine Vielzahl von Insekten, Vögeln und andere Kleintieren.