Seit 2018 wurde die Stadt Neu-Isenburg im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Knapp 90 Projekte zivilgesellschaftlicher Akteure wurden bis jetzt mit Fördermitteln in einer Höhe von rund 312.000 Euro realisiert. Leider wurde Neu-Isenburg, wie auch andere Kommunen im Kreis Offenbach, für die neue Förderphase 2025-2032 nicht mehr berücksichtigt.
In der Mitteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vom 11. Oktober 2024 heißt es lediglich: „Aufgrund der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel besteht leider keine Möglichkeit, alle interessierten Träger mit ihrer Projektidee zu fördern.“ Eine ausführliche Erläuterung der Absage ist nicht erfolgt. Demzufolge kann aufgrund der fehlenden Finanzierung, die seit sechs Jahren bestehende Arbeit der Partnerschaft für Demokratie in Neu-Isenburg über das Jahr 2024 hinaus, nicht fortgesetzt werden.
Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein zeigt sich verärgert: „Dass nun das Programm eingestellt wird und Neu-Isenburg für die neue Förderphase keine Mittel erhält, ist kaum nachvollziehbar. Wir haben an das Ministerium geschrieben und um Stellungnahme gebeten. Unsere Arbeit zur Förderung von Demokratie und Vielfalt sowie zur Prävention gegen Extremismus ist wichtiger denn je. Mit den Projekten haben wir das Ziel verfolgt, lokalen Herausforderungen, z.B. demokratieskeptischen Einstellungen und Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wirksam entgegenzutreten. Die gewachsenen Strukturen und Netzwerke der Partnerschaft für Demokratie und die Förderung durch Bund und Land haben hierzu einen essentiellen Beitrag geleistet. Ohne die Förderung werden die Projekte nur schwer vorstellbar weiterverfolgt werden können“.
Verausgabte Mittel von 2018-2024
Jahr | Anzahl Projekte | Aktions- und Initiativfonds | Jugendfonds | Öffentlichkeitsarbeit/Vernetzung | Koordinierungs- und Fachstelle | pro Jahr gesamt |
2024 | 11 | 48.275,94€ | k.A. | k.A. | k.A. | 48.275,94€ |
2023 | 14 | 46.965,91€ | 4.467,60€ | 4.717,75€ | 51.365,24€ | 107.516,50€ |
2022 | 7 | 31.965,20€ | 6.703,91€ | 4.489,25€ | 44.185,44€ | 87.343,80€ |
2021 | 11 | 55.423,66€ | 7.429,07€ | 5.464,95€ | 54.239,13€ | 122.556,81€ |
2020 | 8 | 50.502,42€ | 0,00€ | 9.221,49€ | 53.974,77€ | 113.698,68€ |
2019 | 16 | 41.749,76€ | 5.877,84€ | 9.334,97€ | 45.000,00€ | 101.962,57€ |
2018 | 13 | 29.981,74€ | k.A. | 6.497,80€ | 45.000,00€ | 81.479,54€ |
Gesamt | 80 | 304.864,63€ | 24.478,42€ | 39.726,21€ | 293.764,58€ | 662.833,84€ |
Das Land Hessen fördert die Partnerschaft für Demokratie Neu-Isenburg mit jährlich bis zu 12.000 Euro. Der jährliche Fördermittelanteil des Landesprogramms „Hessen - aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ liegt bei 8,64 %. Daraus ergibt sich seit 2018 eine Gesamtfördersumme des Landes Hessen von aktuell etwa 57.269,00 Euro.
Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck überreichte Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein am 2. August 2024 persönlich den Zuwendungsbescheid in Höhe von 12.000 Euro aus dem Landesprogramm „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ für die Partnerschaft für Demokratie der Stadt. Die Initiative besteht seit 2017 und wird seit 2018 vom Land Hessen unterstützt. Roman Poseck lobte die Arbeit der Stadt als vorbildlich.
Unter Federführung des Fachbereichs Soziales, Wohnungswesen, Rentenstelle‘ der Stadt Neu-Isenburg und mit Unterstützung eines ehrenamtlichen Begleitausschusses und eines Jugendforums bietet die Koordinierungs- und Fachstelle, die beim AWO Kreisverband Offenbach angesiedelt ist, Beratung, Netzwerkarbeit und Unterstützung an. Einzelpersonen und Institutionen konnten sich zum Beispiel bei rechten, rassistischen und antisemitischen Vorkommnissen und Vorfällen sowie bei Interesse an politischer Bildung an die Fach- und Koordinierungsstelle wenden. Außerdem wurden Projekte zur Partizipation von Jugendlichen und solche zur Demokratieförderung, Extremismusprävention und für mehr Toleranz gefördert. Der Hessische Innenminister sagte, die ‚Partnerschaft für Demokratie Neu-Isenburg‘ trage dazu bei, Demokratie zu stärken und Rechtsextremismus zu ersticken. Für das Engagement dankte er der Stadt Neu-Isenburg, ihrem Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein, der AWO Offenbach und allen ehrenamtlich engagierten Frauen und Männern von Herzen.
Aktions- und Initiativfonds –
Förderung zivilgesellschaftlicher Akteure
- Über den Aktions- und Initiativfonds wurden jährlich Projekte zivilgesellschaftlicher Akteure mit einem Gesamtvolumen von bis zu 60.000,00 Euro gefördert.
- Angesichts der Corona-Pandemie gab es in den vergangenen Jahren einen gesteigerten Bedarf an interaktiven theaterpädagogischen Angeboten, um die Nachwirkungen der Pandemie im zwischenmenschlichen Miteinander abzufedern und Kindern und Jugendlichen nach der langen Zeit der Isolation soziale Kompetenzen näherzubringen, die sie dazu befähigen Konflikte im Rahmen eines demokratischen und friedfertigen Miteinanders auszutragen.
- Neben der Förderung theaterpädagogischer Projekte diverser Schulfördervereine in Neu-Isenburg erhielten in den letzten Jahren auch zahlreiche Vereine und Initiativen eine Förderung.
- Vereine aus dem Bereich Kunst, Kultur und Geschichte:
Forum zur Förderung von Kunst und Kultur (FFK), Freundeskreis der Stadtbibliothek, Pour l`Yseboursch e.V., Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK), die Kulturinitiative Iseborjer Kinno
- Sonstige Vereine/Einrichtungen:
Flüchtlingshilfe Neu-Isenburg e.V., MoJa e.V., Kinder- und Jugendzirkus Wannabe e.V., ev. Gemeinde am Marktplatz, Watt-Club Neu-Isenburg, Boxring Neu-Isenburg e.V. u.a.m
Ausgewählte Projekte
Projekt Der Happy Hippie Jew Bus
2019 gastierte der Happy Hippie Jew Bus auf Einladung der Bertha Pappenheim Initiative in Neu-Isenburg. Das Kunstprojekt »Happy Hippie Jew Bus« von Anna Adam und Jalda Rebling bietet durch seine niedrigschwellige, aufsuchende Arbeit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit, verbreiteten Berührungsängsten und Fehlinformationen mit Humor zu begegnen und gerade auch jungen Menschen ein unverkrampftes Verhältnis zum Judentum zu ermöglichen.
Projekt ReMi – Respektvoll Miteinander.
Leseförderaktion zur Vielfaltssensibilisierung in Stadtbibliothek und Kitas
ReMi ist ein (Vor-)Leseprojekt, welches im Jahr 2021 ins Leben gerufen und von der Partnerschaft für Demokratie Neu-Isenburg gefördert wurde. Das Vorlesen soll die Kinder auf ein selbstständiges Lesen vorbereiten und schafft die Grundlage, für eine eigene Bildungsbiografie, durch aktive Beteiligungsmöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben. In vielen klassischen Kinderbüchern fehlen jedoch häufig die Repräsentanz von Kids of Colour und Realitäten, in denen sich die Kinder wiederfinden. Diversität ist jedoch in Kindereinrichtungen schon lange Realität. Genau hier setzt das Projekt an, indem auf eine diversitätssensible Auswahl der Literatur geachtet wurde und die Vorleser*innen entsprechende Schulungen erhielten. In 2022 folgte das Projekt ReMi2.0
Projekt Sukkot
Im Rahmen der Feierlichkeiten zu 1700 Jahren jüdisches Leben in Deutschland wurde mit dem Projekt Sukkot modernes jüdisches Leben sichtbar und generationenübergreifend erlebbar gemacht, indem Räume für Begegnung und Vertrautheit geschaffen wurden. Anlässlich des jüdischen Feiertags Sukkot (Laubhüttenfest) wurden dazu acht Sukkot (Laubhütten, sg. Sukka) im Stadtgebiet Neu-Isenburg aufgestellt, inhaltlich mit Materialien ausgestattet und 9 Tage pädagogisch betreut. Dazu gab es interaktive Workshops für Kinder, angeleitet durch fachliche Expert*innen und speziell geschulten Erlebnispädagoginnen und Erlebnispädagogen, Gespräche und vielfältige Zugangsmöglichkeiten für alle Altersgruppen mit Abschlusskonzert.
Projekt Jugendforum
Durch Anstrengungen der Stadt Neu-Isenburg und der Förderung durch die Partnerschaft für Demokratie ist es gelungen, das Jugendforum Neu-Isenburg in der Förderphase 2020 bis 2024 zu einem weitestgehend institutionalisierten Gremium der Stadt weiterzuentwickeln.
In der Vergangenheit hat das Jugendforum viele kleinere und größere Aktionen umgesetzt, z.B. Netzwerktreffen zur Jugendbeteiligung, die Organisation und Durchführung einer Fahrradtour zur Sichtbarmachung von jugendlichen Begegnungsorten sowie eine Plakat-Aktion zur Europawahl. Des Weiteren organisiert das Jugendforum häufiger digitale und analoge Umfragen, z.B. anlässlich des Weltkindertages.